Anti-Initiativen gibt es nicht

Naturkraft Wind muss genutzt werden

Zum WV-Artikel »Mehrheit für Windkraft« vom 21. Mai:

Es gibt keine Anti-Windkraft-Initiativen im Kreis Paderborn, wie Herr Wrona vom »Runden Tisch Paderborner Land 100% erneuerbar« behauptet. Niemand kann ernsthaft gegen die Umstellung auf »saubere« Energien sein. Es gibt nur Initiativen für einen maßvollen Ausbau der Windkraft. Die Forderung zum Beispiel nach größeren Abständen von der Wohnbebauung führt in der Konsequenz natürlich zu der Frage: Auf wie viele Windräder kann im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zum Schutze von Mensch, Tier und Landschaft verzichtet werden? Es ist doch selbstverständlich, dass diese Frage zu stellen ist.

Herr Wrona wirft den Initiativen vor, sie seien »nicht bereit, Verantwortung für den Klimaschutz … zu übernehmen«. Außerdem stellt er fest: »Es fehlt die Gemeinwohlorientierung«. Das heißt doch wohl im Klartext: Die Initiativen handeln eigentlich verantwortungslos. Zuspitzungen sind manchmal nötig, ehrabschneidende Äußerungen vergiften die Gespräche und können nachhaltig vernünftige Lösungen blockieren. Wie steht es bei Windinvestoren wie Herrn Lackmann um die Orientierung am Gemeinwohl, wenn sie, ständig Klagebereitschaft signalisierend, die kommunalen Räte bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit für das Gemeinwohl einschüchtern? Fixierung auf Rechtssicherheit kennzeichnet etwa den aktuellen Salzkottener Windkraftplan.

Herr Lackmann ist Windkraftunternehmer. Das ist in Ordnung. Herr Wrona ist Planer und Teilhaber von Windkraftanlagen. Das ist in Ordnung. Nicht in Ordnung aber ist, dass beide in den Medien so umfangreich Gelegenheit finden, indirekt auch ihre geschäftlichen Interessen zu vertreten. In den Räten der Kreiskommunen dürfen befangene Ratsmitglieder aus guten Gründen nicht an den Windkraftberatungen teilnehmen. Herr Lackmann und Herr Wrona als Geschäftsleute sind befangen und sollten sich folglich im öffentlichen Gespräch des Für und Wider Windkraft Zurückhaltung auferlegen. Sie sollten sich auf fachliche Auskünfte zur Planung und zum Bau von Windkraftanlagen beschränken.
Ein »Runder Tisch« ist nach allgemeinem Verständnis ein Tisch, an dem Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Meinungen sich austauschen und Kompromisse zum Wohle aller suchen. Herr Wrona als Sprecher des »Runden Tisches« und seine Leute missbrauchen den Begriff »Runder Tisch«. Der falsche Gebrauch des Begriffs dient ihnen – wie soll man es anders nennen? – zur Tarnung bei der Verfolgung geschäftlicher Interessen.

Die Naturkraft Wind muss genutzt werden. Die Hoffnungen aber, die die Windlobby und mit ihr die Politiker an die Windkraft knüpfen, sind unangemessen überdehnt. Der CO2-Ausstoß hat sich bisher nicht verringert. Der Anteil der Windenergie am Gesamtenergiebedarf beträgt zurzeit etwa 0,5 bis 1,8 Prozent. Es geht um die Größenordnung. Genauere Wertbestimmungen lassen sich nur in Bezug auf Eckkriterien wie unter anderem Stetigkeit oder Durchschnittseinspeisung vornehmen. Auch ein forcierter Ausbau ändert an der Größenordnung nichts Wesentliches. Kleinvieh macht auch Mist, das weiß man auf dem Lande. Man kann mit ihm Gärten düngen, und das ist auch gut so, aber nicht ganze Getreide- und Kartoffeläcker.

Das Wichtigste aber ist dies: Am Unterschied (als Stromertragsdifferenz) zwischen einem rücksichtsvollen und einem wenig rücksichtsvollen Ausbau der Windenergie können die Energiewende und Klimaschutzmaßnahmen nicht scheitern. Die Bürgerinitiativen haben ihre Hausaufgaben gemacht, sie glauben von der Sache einiges verstanden zu haben. Sie glauben, ja, sie sind fest überzeugt, für ihre Forderung nach einem für Mensch, Tier und Landschaft verträglichen, also einem dem Gemeinwohl dienenden Ausbau die Verantwortung übernehmen zu können. Sie wollen diese Verantwortung.

PETER FRIELINGSDORF Alfen

Ein Kommentar

  • Jürgen Wrona

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    zum Leserbrief von Herrn Peter Frielingsdorf aus Borchen-Alfen „Anti-Initiativen gibt es nicht“ nehme ich wie folgt Stellung:

    Herr Peter Frielingsdorf aus Alfen verkennt die Fakten, wenn er behauptet, im Kreis Paderborn gebe es keine Anti-Windkraft-Initiativen. Denn die Dahler Windinitiative (DAWI) ist Mitglied der Bun­desinitiative „Vernunftkraft“, die mit haarsträubenden Thesen gegen die Energiewende im Strom­bereich und besonders gegen die Windenergie hetzt. So wird z.B. behauptet, die Windenergienut­zung mache einen Ausstieg aus der Atomenergie unmöglich, den Strom schmutziger und schade dem Klimaschutz.

    Bei einer Anhörung am 21. Mai 2014 in Berlin hat der Sprecher der Bundesinitiative, Herr Markus Pfitsch, sich als „Vertreter von 362 Bürgerinitiativen gegen Windkraft“ – darunter auch die DAWI – vorgestellt. Im Übrigen tritt Pfitsch für eine verstärkte Verstromung aus Kohle ein, propagiert die trotz Milliardensubventionen gescheiterte Kernfusion und hat – auch namens der DAWI – zu Protokoll gegeben: „Jede weitere Windkraftanlage ist unsinnig.“ Solange die DAWI sich von den Aussagen der Bundesinitiative nicht distanziert, ist sie nicht nur eine Anti-Windkraft-, sondern auch eine Anti-Klimaschutz- und Anti-Energiewende-Initiative.

    Herr Frielingsdorf meint, der Vorwurf mangelnder Gemeinwohlorientierung gegen die Anti-Wind­kraft-Initiativen sei unberechtigt bzw. ehrabschneidend. Fakt ist: Die Initiativen fordern die zehnfa­che Gesamthöhe einer Windenergieanlage (WEA) als Mindestabstand zur Wohnbebauung. Moderne WEA der Megawatt-Klasse haben eine Gesamthöhe von 180-200 m. Verschiedene Studien – u.a. des Umweltbundesamtes – zeigen, dass ein Ausbau der Windenergie bei Festlegung eines Mindestab­standes von 2.000 m nahezu zum Erliegen käme. Damit wäre die Energiewende im Strombereich zum Scheitern verurteilt. Wer Forderungen aufstellt, die eine Energiewende unmöglich machen, handelt gegen das Gemeinwohl und angesichts der Bedeutung der Energiewende für unsere Gesell­schaft unverantwortlich.

    Herr Frielingsdorf sieht in der Verwendung des Begriffs „Runder Tisch“ einen Missbrauch. Dabei verkennt er offenbar, dass der Runde Tisch „Paderborner Land 100 % erneuerbar“ das Ziel verfolgt, das Klimaschutzkonzept für den Kreis Paderborn und die Energiewende im Paderborner Land umzusetzen. Am Runden Tisch kann gern über das „Wie“ der Energiewende diskutiert werden, jedoch nicht mehr über das „Ob“. Das ist kein Missbrauch, sondern ein klares Bekenntnis, das wir uns auch von den Anti-Windkraft-Initiativen wünschen.

    Sobald die Windkraftgegner argumentativ am Ende sind, gehen sie bevorzugt zur „Stimmungsma­che“ und persönlichen Diffamierung über. Besonders gern wird behauptet, Vertreter des Runden Ti­sches verfolgten eigene wirtschaftliche Interessen. Fakt ist: Als Sprecher des Runden Tisches plane und betreibe ich im Kreis Paderborn keine einzige Windenergieanlage. Dass Herr Frielingsdorf – ebenso wie der DAWI-Sprecher Prof. Dr. Baur – einfach das Gegenteil in den Raum stellt, unter­mauert das unlautere Vorgehen der Windkraftgegner und die mangelnde Seriosität der Anti-Wind­kraft-Initiativen.

    Jürgen Wrona
    Sprecher des Runden Tisches „Paderborner Land 100 % erneuerbar“
    Mozartstraße 23
    33129 Delbrück

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