»Erste Hilfe« vor der Haustür

Alfener Bürger-Initiative unterstützt 50 Flüchtlinge im Wohnheim am Ortsrand

Wollen den Flüchtlingen vor Ort helfen: Martina Flüter (Zweite von links) mit Wicher Broer (Vierter von links), Gisela Kriener (Mitte) sowie Anne Müller (Achte von links) und Kalle Lüke (Dritter von rechts) sind der Kern der neuen Alfener Bürgerinitiative. Beim Dorffest entstand die Gruppe engagierter Bürger, die jetzt auch mit monatlichen Treffen im Bürgerhaus Kontakte knüpfen will. Foto: LiedmannAlfen(WV). »Wir brauchen eine Willkommenskultur« wünscht sich die Gruppe der Alfener Bürger, die sich jetzt in einer Initiative »Flüchtlingshilfe Alfen« zusammengeschlossen hat. Den bis zu 50 in einem ehemaligen Fabrikgebäude untergebrachten Menschen aus mehr als zehn Nationen wollen sie nicht nur »ein Gesicht im Ort geben«, sondern ihnen auch helfen.

Von Bernhard Liedmann

Beim Dorffest in Alfen zog die Gruppe der engagierten Bürger um Gisela Kriener und Kalle Lüke die Bewohner des Flüchtlingsheims aus der Anonymität am Ortsrand heraus: Auf einem Stand wurden Schicksale, Herkunftsländer und auf einer Säule die wichtigsten Dinge gezeigt, die die Männer im Alter von 19 bis 60 Jahren dringend brauchen.

»Von Lampedusa konnte man dann nicht nur in den Medien hören, sondern auch direkt mit jemandem sprechen, der da war«, beschreibt Wicher Broer die ersten Kontaktaufnahmen zwischen Flüchtlingen und Alfenern. Das Netzt an Kontakten und Hilfen wurde breiter. So konnten den Flüchtlingen als eine wichtige Hilfe knapp 20 Fahrräder zur Verfügung gestellt werden. »Das nächste Lebensmittelgeschäft ist erst in Kirchborchen und zum Deutschkursus oder zur Verwaltung sind es etliche Kilometer über den Berg«, sagt Gisela Kriener. Und die einfache Busfahrt für 3,50 Euro ist bei einer monatlichen Hilfeleistung von 330 Euro nicht bezahlbar.

Für den Winter wurde Kleidung gesammelt und auch Sachspenden wie Rucksäcke stellten viele Bürger zur Verfügung, die helfen wollten.

Bei all der Hilfsbereitschaft galt es jedoch auch, den Respekt vor dem anderen zu wahren. »Man kann nicht einfach eine Wohnung ohne Rücksichtnahme einrichten«, sagt die Initiative. Das gilt auch für die Räume in dem Heim, in dem sich bis zu sieben Männer unterschiedlichster Nationalität und Herkunft ein Zimmer teilen müssen.

Aus den ersten Kontakten entstanden regelmäßige Begegnungen. So feierten einige Alfener zusammen mit den Flüchtlingen gemeinsam Heiligabend. Für das Essen sorgten die Alfener, gefeiert, getanzt und gesungen wurde gemeinsam im Heim, in dem der mitgebrachte und geschmückte Weihnachtsbaum auch heute noch steht. Die offenen Treffen sollen künftig einmal im Monat sein, die Gemeinde hat dafür auch das Bürgerhaus in Alfen zur Verfügung gestellt.

Im Laufe der vergangenen Monate hat die Initiative breitere Kreise gezogen. Der Sportverein bietet den Flüchtlingen inzwischen kostenlose Trainingsmöglichkeiten an und auch der Tischtennisverein plant ähnliches, um Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten und der Isolation vorzubeugen. Um die Sprachbarriere zu überwinden, bietet die Gemeinde ein bis zwei Stunden in der Woche Sprachunterricht an. Gerade hier wünscht sich sich die Initiative aber noch einen pensionierten Deutschlehrer, der hier ehrenamtlich noch »aufstocken« kann. Denn dass Interesse sei riesig.

Entwickelt haben sich auch private Kontakte, die mit Einladungen zu Ausflügen oder einfachen Besuchen einhergehen.
Die Helfer wollen aber insbesondere auch Ansprechpartner und Mittler sein: So beispielsweise im Umgang mit wichtigen Behördenformalitäten. Die im Internet gefundene Hilfe eines Anwalts aus dem Paderborner Raum erwies sich beispielsweise für einen Flüchtling als bittere Erfahrung. Für eine Erstberatung ohne Ergebnis bekam er eine Forderung von mehreren hundert Euro präsentiert. Um bei solchen Problemen wie beispielsweise auch kurzfristiger Abschiebung als »Feuerwehr« anwaltlich helfen zu können, wünscht sich die Gruppe auch finanzielle Spenden. Das gleiche gilt für spezielle Flüchtlingskurse des tbz, die eine Vorfinanzierung erfordern.

In vielen auch manchmal kleinen Dingen wollen die Alfener diese »Erste Hilfe« leisten. So wünschen sie sich für das Heim einen Internet-Anschluss mit einem PC. »Wie anderes sollen sie denn mit ihren Angehörigen kommunizieren«, sagt auch Gisela Kriener. Das nächste Treffen der Initiative ist Montag, 12. Januar, um 20 Uhr im Alfener Bürgerhaus. Weitere Helfer sind willkommen.
Anfragen an die Initiative sind auch per Mail möglich unter initiative-fluechtlingshilfe-alfen@gmx.de

Artikel im Westfälisch-Blatt vom 6.1.2015

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