Auszug aus der Alfer Chronik von 1914 bis 1918

1914

 

Straßenbau Die Bachstraße und oberhalb derselben, der Weg bei Volmers No 21 waren bis jetzt Hohlwege. Der Bach floss mitten über den Weg und ebenso das Regenwasser oberhalb des Baches. Beide Wege wurden in diesem Jahr breiter gemacht, und instand gesetzt und an den Seiten Mulden, Rinnen, gepflastert bzw. Zementrinnen gelegt.
Der Ausbruch des Weltkrieges Am 28. Juni dieses Jahres wurde der österreichische des Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin in Sarajewo in Bosnien durch Revolverschüsse serbischer Verschwörer ermordet. Die Mordtat gab das Signal zu einem Kriege wie ihn die Welt noch nicht fürchterlicher gesehen hat. Die durch Österreich angestellte Untersuchung der Mordtat ergab, dass hohe serbische Regierungskreise in die Verschwörung verwickelt waren.Als Österreich Sühne für das große Verbrechen verlangte, in einem an Serbien gerichtetes Ultimatum, gab dieses eine für Österreich sehr herausfordernde beleidigende Antwort. Serbien wurde von uns und Österreich feindlich gesinnten Mächten dazu aufgehetzt. Diese gaben dem kleinen Staate die Rückendeckung. Österreich ließ sich nicht einschüchtern und erklärte am 28. Juli an Serbien den Krieg.Russland mischte in den Konflikt ein indem es große Heeresmassen an der deutschen und österreichischen Grenze zusammen zog. Auf diese Deutschland bedrohenden Maßnahmen, ordnete der deutsche Kaiser am 31. Juli den Kriegszustand an und stellte an Russland ein Ultimatum seine Truppen von den Grenzen zurückzuziehen und Mobilisierung aufzuheben. Gleichzeitig richtete unser Kaiser eine Anfrage an Frankreich wie es im Falle eines Krieges mit Russland sich verhalten würde.Zwei Stunde nach Verhängung des Kriegszustandes, sah man hier auf dem Felde, wie kleine Abteilungen von Husaren Regt. in Paderborn nach den Dörfern im sausenden Galopp jagten. Sie holten die bei vorhergehenden, alljährigen Pferdemusterungen bezeichneten, zuerst abzuliefernden Pferde zusammen.

Am 1. August mussten sich in Paderborn die ersten Reservisten stellen. Da Russland das Ultimatum nicht beantwortete, erfolgte am 1. August nachmittags die Mobilmachung der gesamten deutschen Armee. Nachmittags gegen 6 Uhr traf der Mobilmachungsbefehl hier ein. Der erste Mobilmachungstag war der 2. August. Von diesem Tage mussten bis 7. August täglich Reservisten und Landwehrleute unsern Ort verlassen und zu den Fahnen eilen. Am 3. August erfolgte die Kriegserklärung an Frankreich, nach dem dieses bereits am 1. August mobilgemacht hatte und am 2. August mit bedeutenden Truppenmassen in Elsass eingefallen war. Am 4. August rückten unsere Truppen in Belgien ein. Es erfolgte am gleichen Tage die Kriegserklärung Belgiens und Englands an Deutschland. Am 7. August war gemäß einer Verfügung unseres Kaisers ein allgemeiner Buß- und Bettag um den Sieg der deutschen und österreichischen Waffen. Am 8. August fiel die Festung Lüttig. Von nun an ging es von Sieg zu Sieg. Aber auch die Österreicher kämpften mit unseren Truppen Schulter an Schulter schon auf russischen Boden. Am 10. August erklärten Serbien und Montenegro an Deutschland den Krieg. Der allgemeine Aufruf des Landsturmes erfolgte am 15. August. Am 19. August stellte Japan ein Ultimatum an Deutschland auf Räumung unseres Schutzgebietes Kiautschau.

Dies konnte Deutschland nicht zugeben und beantwortete das Ultimatum nicht. Darauf hin erklärte auch Japan an Deutschland den Krieg. Letzteres steht nun gegen 7 Staaten im Kriege mit dem verbundenen Österreich.

Krchliches Mitten in den Kriegserklärungen kam die Trauerkunde,
dass am 20. August Seine Heiligkeit Papst Pius X
im 79. Lebensjahre gestorben ist. Den Aufregungen des schrecklichen Weltkrieges, der ihn tief bekümmerte, konnte sein schwacher Körper nicht mehr wiederstehen. Sodas auch Pius X mit Recht zu den zahlreichen Opfern des schrecklichen Weltkrieges gerechnet werden kann. Nachfolger wurde Papst Benedikt XV.
Die Ernte Die Ernte, die in diesem Jahre hier gut ausfiel, ging mit Schwierigkeiten von statten, da die besten Arbeitskräfte im Kriege waren.
Einziehung des ungedienten Landsturm Am 1. Dezember mussten die Jahrgänge 1874 – 1889 des ungedienten Landsturmes sich zur Musterung stellen.Der Krieg tobte ununterbrochen weiter, England sperrte uns den Verkehr mit Lebensmittel vom Auslande um uns auszuhungern.Daher mussten wir mit unseren Lebensmitteln die größte Sparsamkeit üben.
Fruchtpreise Die Preise schnellen in die Höhe, so kosten 
50 kg:-       Linsen 50 Mark-       Erbsen 30 Mark-       getrocknete Pflaumen 35 Mark-       Weizen kostete 30 Mark
Pferdepreise Pferde die früher 700-800 Mark kosteten, haben einen Preis von 1500-2000 Mark.
Rückzug Am 9. September mussten unsere Truppen, die schon in Reims waren, sich an die Eisne zurückziehen und sich einschanzen.Es kam nun zum erbitterten Stellungskriege.

 

1915

 

Der Krieg Im Januar musste sich der Geburtsjahrgang 1895 stellen.Vom 7. bis 10. Januar waren Bettage von den deutschen Bischöfen angeordnet für die baldige Beendigung des grausamen Krieges.In der Zeit vom 17. – 24. fand eine Sammlung von Wollsachen für unsere Truppen im Felde statt.Am 3. Februar mussten sich die in den Jahren 1884 1888 geborenen Angehörigen die ungedienten Landsturm zur Musterung stellen.

Am 16. Februar. Die Jahrgänge 1879 – 1883, am 27. die Jahrgänge 1874 – 1878.

Am 5. Oktober trat Bulgarien als Verbündeter auf unsere Seite.

Am Schlusse dieses Jahres ist der Friede immer noch nicht in Sicht. Unsere Eroberungen in Belgien Nordfrankreich, Russland, Polen, Litauen, Kurland sind aber noch immer fest in unserer Hand.

Beschlagnahme der Lebensmittel Im Februar wurden sämtliche Vorräte an Getreide beschlagnahmt. Die Verwaltung und Verteilung
wurde dem Kreise übertragen. Es wurden
Brotkarten eingeführt. Erwachsene erhalten täglich 250 Gramm Brot, oder 200 Gramm Mehl, Kinder unter
3 Jahren täglich 125 Gramm oder 100 Gramm Mehl. Diejenigen Haushaltungen die selbst Kronvorräte hatten,
wurden pro Kopf und Monat 9 kg Brotgetreide
zur Selbstversorgung belassen.Am 15. März fand eine Zählung der Schweine und eine Aufnahme der Kartoffelbestände statt.Am 16. März wurden die in der Zeit vom 5. Dezember
1869 bis Ende des Jahres 1873 geborenen ungedienten Landsturm ausgemustert.Der gesamte ungediente Landsturm ist hiermit ausgemustert
.
Urlaub in der Heimat Zur Frühjahrsbestellung wurden mehrere Krieger aus dem Felde beurlaubt.
Gefangenenlager Am 13 Mai wurde unsere alte Kirche zu einem Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Ein Teil der Gefangenen soll den Einwohnern bei der Feldarbeit helfen. Die anderen sollen beim Unternehmer Backhaus aus Neuenbeken, der
den Ausbau des Weges zum letzten Heller übernommen
hat, arbeiten.
Missernte Der Frühling war andauernd trocken, infolgedessen sind
 die Sommerfrüchte außergewöhnlich schlecht.
Als am 24. 6. ein starker Regenfall kam, war die
Frucht stellenweise schon verbrannt.
Auf Grund einer Bunderatsverordnung hatte in der
Zeit vom 1. – 4. Juli eine Ermittlung der Größe
der Anbauflächen stattgefunden. Auf Grund dieser Ermittlungen, hatten als dann in jeder Gemeinde
gebildeten Kommissionen, nach Abgang der Felder,
die durchschnittlichen Erträge auf den Morgen zu
schätzen, um dadurch eine Vorausbestimmung des
diesjährigen Ernteergebnisses möglich zu machen.
Die diesjährige Ernte hatte außer unter dem stetig
größer werdenden Leutemangel auch unter ungünstiger Witterung zu leiden. Roggen ist vielfach ausgewachsen.
Der Hafer ist so schlecht wie er seit langen Jahren
nicht mehr, 3 – 4 Cent. pro Morgen.
Am 4. September wurde das Reichsmilitärgesetz
dahin geändert, dass die bis dahin dauernd untauglichen Personen einer erneuten Meldepflicht und Nachprüfung unterworfen wurden.
Von jetzt ab wurden diese Personen von Zeit zu Zeit nachgemustert.
Lebensmittelpreise Die Lebensmittelteuerung wird immer größer. Größere Schlachtschweine kosten 170 Mark 100 Pfund Schlachtgewicht.Ein Pfund Butter 2,50 Mark, vor dem Kriege höchsten 1,20 Mark. Eier 20 Pfennig, früher höchsten 10 Pf. Speck 2,80 Mark, früher 80 Pf bis 1,00 MDie Kartoffelernte lieferte große Erträge, die
uns bei der schlechten Getreideernte von großem Werte ist.
Im November wurden Jahrgänge die 1897 geboren waren gemustert.Am 16 November fand eine Aufnahme der Getreidebestände aus der
letzten Ernte statt.
Die Ernte und Herbstbestellungsarbeit musste
wegen den immer größer werdenden Mangel
in Leuten vielfach von alten Personen und
Kindern geleistet werden, trotz das die
Krieger vielfach landwirtschaftlichen Urlaub erhielten. Ein besonderes Lob auch an dieser
Stelle sei unsern Frauen und Mädchen ausgesprochen, die keine Arbeit und Mühe gescheut haben, um
die Betriebe ihrer Angehörigen nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten, besonders die Frauen deren Männer im Felde stehen.
Anzahl der Krieger Im Laufe des Krieges sind aus unserer Gemeinde
schon über 70 eingezogen, da sich die Zahl immer noch mehrt sollen sämtliche Kriegsteilnehmer am Schlusse des
Krieges in der Chronik mit Namen angegeben
werden. Ebenso die gefallenen Helden, deren wir
schon mehrere in unserer Gemeinde zu beklagen haben.
Witterung In der Nacht zum 25 und 26 Oktober trat der erste Frost
ein. In der Nacht zum 27. Oktober fiel schon Schnee.
Anlage eines Flugplatzes In der Nähe der Stadt Paderborn im sogenannten
Bockfelde wird ein großer Flugplatz ausgebaut.

 

1916

 

Der Krieg Der Weltkrieg wurde immer erbitterter geführt.
Lebensmittelkarten Die Lebensmittel wurden in Deutschland immer
mehr knapp. Alle Lebensmittel wurden mit der
Zeit beschlagnahmt und Komunalverbänden (Landwirtsämtern überwiesen, rationiert und von diesem nur auf Karten ausgegeben.
Kriegszustand mit Portugal Die Republik Portugal die ganz in Englischer Abhängigkeit steht, hatte auf dessen Anraten 35 deutsche Schiffe, die beim Ausbruch des Krieges in
den neutralen Häfen Zuflucht gesucht hatten, beschlagnahmt und unsern Feinden England überwiesen. Deutschland konnte sich das nicht gefallen lassen
und legte durch den Gesannten in Lissabon Protest
ein, aber ohne Erfolg. Darauf ließ Deutschland
den Portugiesen wissen, dass wir vom 9. März
ab, uns im Kriegszustande befinden. Portugal
ist nun der 11. im Bunde unser Feinde.
Bestandaufnahme In der Zeit vom 12. – 15. März fand in unserer Gemeinde eine Bestandsaufnahme von Heu und Stroh statt.
Es musste eine Menge Heu und Stroh abgeliefert
werden. Von Zeit zu Zeit wurden immer
Revisionen von Getreide und Kartoffelbeständen vorgenommen.
Die Stadt Paderborn bittet um Lebensmittel Die Stadt Paderborn wandte sich an die Landbevölkerung auch an unsere Gemeinde mit der Bitte,
von den Fleischvoräten der ärmeren Stadtbevölkerung etwas abzugeben. Alfen hat zu dieser Spende
reichlich gegeben. Alles wurde von der Stadt bezahlt.
Milchablieferung Im Juni fand wieder eine Ernteflächenerhebung statt.
Alle Milchlieferanten auch solche die nur eine Kuh hatten, wurden immer kontrolliert. Im eigenen Haushalte soll nur
pro Person 1⁄2 Liter verwand werden.
Auch Zucker und Seife wurde rationiert und konnten
nur auf Marken bezogen werden.
Fleischversorgung Am die Fleischversorgung aufrecht zu erhalten durfte
das Vieh nur an Händler die im Besitze eines Ausweises waren verkauft werden. Die Maßregel war aber nicht durchgreifend, deshalb wurde am 15. Oktober die Fleischkarte eingeführt.
Die Selbstversorger durften von selbstgezogenen und geschlachteten Schweinen pro Kopf pro Woche 416 gr, Kinder die Hälfte, behalten. Alles übrige musste an den Komunalverband zur öffentlichen Verteilung an die Versorgungsberechtigten abgegeben werden. Die Bevölkerung wurde in Selbstversorger und Versorgungsberechtigte eingeteilt.
Ernte Die Ernte ist mit vieler Mühe unter Dach gebracht.
Der Ertrag war befriedigend. Der Körnerertrag lässt
zu wünschen übrig, insbesondere liefert das
Brotgetreide geringe Erträge. Auch die Kartoffel
sind nicht gut geraten. Da mussten viele Steckrüben
gegessen werden.
Kriegserklärung von Rumänien Im August erklärte uns auch Rumänien den
Krieg.
Gasangriffe, Gasmasken In diesem Jahre wurden an der Front, besonders im
Westen viele Gasangriffe gemacht. Zum Schutze erhielt
jeder Frontkämpfer eine Gasschutzmaske, aber die Angriffe kamen oft so plötzlich, dass sehr viele unserer Helden, infolge der Gasangriffe aus eine sehr qualvolle Weise ihr
Leben lassen mussten.
Neue Lehrerin  In diesem Jahr legte die Lehrerin Frl. Böger in Folge Krankheit ihr Amt nieder. Sie war eine fromme gute Lehrerin. Lehrerin Fräulein Wilhelmine Wiemers geb. zu Lichtenau übernahm
die Stelle.

1917

 

Der Krieg Die Not in unserem Lande wurde infolge der Englischen Blockade immer größer. Die Vereinigten Staate von Amerika hatten sich zwar beim Anfang des Krieges neutral erklärt, sie lieferten aber unseren Feinden Lebensmittel und Munition in großer Menge. Auch Geschütze und sonstiges Kriegsmaterial wurde von den Vereinigten Staaten
an unsere Feinde in sehr großer Zahl geliefert.
Unsere Regierung sah sich deshalb gezwungen am 31. Januar an die englische Regierung eine Note
zu senden, dass nach einer Frisst von 14 Tagen jedes fremde Schiff, dass in einer bestimmten Zone um die feindlichen Länder angetroffen würde, von unsern Unterseeboten ohne vorherige Warnung versenkt würde. Dies fiel den Großindustriellen, Börsenmännern und besonders dem Präsidenten Wilson
von den Vereinigten Staaten auf die Nerven.
Am 4. April 1817 erklärten auch die Vereinigten
Staaten uns den Krieg. -
Die Meinungen darüber waren bei uns geteilt.
Die einen meinten Amerika könnte uns nicht mehr anhaben, als es bis jetzt uns schon durch die Belieferung an unserer Feinde verursacht hätte.
Die Anderen meinten nun sei unser Schicksal
besiegelt, weil Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sei.
Fleischlieferung für Industriearbeiter in der Industrie Um unsern Industriearbeitern die unter ungesunden Verhältnissen sehr schwere Arbeiten leisten
mussten, mehr Fleisch und Fett liefern
zu können, richtete unser Heerführer Hindenburg an alle die selbst geschlachtet hatten, die Bitte an diese Arbeiter von ihren Vorräten so viel als eben möglich, abzugeben. Diese Sammlung hatte auch in
unserer Gemeinde einen guten Erfolg.
Hilfdienstpflichtgesetz Am 2. Dezember 1916 war vom Reichstage ein Hilfdienstpflichtgesetz erlassen. Dadurch wurden alle männlichen Personen im Alter von 17 bis 60 Jahren, die nicht Soldat und in keinem Kriegs wichtigen arbeiteten oder überhaupt keine Arbeit hatten, verpflichtet, sich in einem Kriegs wichtigen Betriebe Arbeit zu verschaffen oder sich der Militärbehörde zur Verfügung zu stellen.Die meisten hier in der Gemeinde arbeiteten in der Landwirtschaft, welche als kriegswichtiger Betrieb anerkannt ist.
Kriegsindustrie in Alfen Die Maschinen Fabrik Kruse in Alfen wurde zur Granatendreherei umgestellt. Es wurde darin Tag
und Nacht von Männern und Frauen gearbeitet.
Weil nicht genügend Milch und Butter abgeliefert wurde, wurden in unserer Gemeinde mehrere Zentrifugen und Butterfässer geschlossen und blombiert.
Revolution in Russland Am 17. Dezember nachdem in Russland die Revolution ausgebrochen war, wurde mit diesem Lande ein Waffen- stillstand geschlossen, welchen am 22. Dezember Friedensverhandlungen folgten. Weil Russland einen Gesamtfrieden anstrebte, wurden die Verhandlungen bis zum 4. Januar 1918 vertagt, und die kriegführenden Mächte eingeladen, an den Friedensverhandlungen teilzunehmen.
Der Gaskrieg Der Gaskrieg wurde in diesem Jahre immer schrecklicher unsere Feinde schießen Berge von Gasgranaten herüber.Die Amerikaner hatten am Ende dieses Jahres schon
eine erschreckliche Zahl Geschütze und auch schon sehr viele Truppen an der Front stehen.
Unglücksfälle Im Januar dieses Jahres fiel das vierjährige Töchterchen des Schreiners Joh. Hüster Nr 38 rückwärts in ein Gefäß mit kochendem Wasser
und starb nach einigen Tagen einen qualvollen Tod.
Hüster steht an der Front.

 

1918

 

Der Krieg Die Hoffnung die alle friedliebenden Menschen am Schlusse des
Jahres 1917 hegten, dass der liebe Gott den Herrschern und Völkern Gedanken des Friedens eingeben möchte, hat sich allgemein nicht erfüllt, wenigstens nicht bei unsern Hauptfeinden, den Franzosen, Engländern, Italienern und Amerikanern. Sie sind der Einladung zu den Friedensverhandlungen nicht gefolgt, haben nicht einmal geantwortet. Nur
aus den Reden der Machthaber die in den Parlamenten gehalten
wurden, erfuhr man, dass bei ihnen an Friedenschließen nicht
zu denken war. Sie wollten weiteres Blutvergießen. Ihre wahre
Absicht war vor wie nach Deutschland zu zertrümmern, koste
es, was es wolle und wenn die ganze Welt dabei zu Grunde
geht.
Friedensverhandlungen mit Russland Die am 22. Dezember 1917 in Brest Litowsk in Russland aufgenommenen Friedensverhandlungen mussten nach dem 4. Januar
mit Russland allein fortgesetzt werden. Nach langen Verhandlungen
kam am 10. Februar der Friede mit einem Teile von Russland
der Ukraine zustande, welchen am 3. März auch der Friede
mit dem eigentlichen Russland, Großrussland folgte. Also
ein Anfang von einem Frieden war gemacht. Die Ostfront
wurde nun frei und konnten diese Truppen unsern Hauptfeinden im Westen entgegengestellt werden.
Am 7. Mai musste auch Rumänien mit den Mittelmächten
Frieden schließen.
In Frankreich hoffte unser Heerführer Hindenburg
durch eine große Offensive noch einmal zu einem großen
Schlage auszuholen, um auch unsere Hauptfeinde zum
Frieden zu zwingen. Zuerst ging es auch voran, jedoch bald
kam die Offensive ins Stocken. Die Amerikaner waren
wieder Erwarten mit großen Heeresmassen an der Front eingetroffen mit ungeheuer vielem Kriegsmaterial.
Ablieferung der Glocken In Deutschland wurde letzteres immer mehr knapp. Alles
Kupfer und Messing wurde beschlagnahmt und musste abgeliefert werden. Auch unsere Gemeinde zwei musste Glocken abgeben. Unser
feierliches Geläute war vernichtet. Die größte Glocke haben
wir behalten.
Unzufriedenheit in unserem Lande Infolge der langen Dauer des Krieges, der schlechten
und unzureichenden Ernährung, besonders bei der
ärmeren Bevölkerung, wurde die Unzufriedenheit in Deutschland immer größer. Die Wohlhabenden verschafften sich auf Schleichwegen und zu hohen Preisen Lebensmittel. Viele Landwirte ließen sich durch die hohen Preise verleiten heimlich Lebensmittel
an Schieber und Kriegsgewinnler zu verkaufen, um sich zu bereichern. Die ärmere Bevölkerung besonders in den Städten und in Industriegebieten musste infolgedessen immer mehr darben. Viele starben
schon an Unterernährung. Zu Beginn des Krieges meldeten
sich viele freiwillig zum Kampfe an der Front. Jetzt
gab es eine ganze Armee Drückeberger, die sich alle möglichen unabkömmliche Pöstchen zu verschaffen wussten. Auf welche
Weise dies in sehr vielen Fällen erreicht wurde, darüber
schweigt des Sängers Höflichkeit. – Die Frontkämpfern besonders jenen die schon 4 Jahre draußen im Kugel- und
Granatenregen, in tiefem Morast lagen und Kälte und
Hitze, Hunger und Durst ertragen hatten, mussten mit
ansehen, wenn sie mal auf Urlaub kamen, wie sich
sehr viele dieser Drückeberger mit Kriegsgewinnen
und Lebensmittelschiebungen bereicherten, während
sie an der Front und die ärmere Bevölkerung im
Lande, bitteren Hunger leiden mussten. Durch diese unerhörten entsetzlichen Zustände wurde die Unzufriedenheit an der Front und im Lande immer größer. Umstürzlerische Elemente nutzten die Unzufriedenheit
im Lande aus, besonders als bekannt wurde, dass Österreich und Bulgarien vollständig am Ende ihrer Kraft, den Krieg nicht mehr weiter führen konnten.
Waffenstillstand Unsere Heerführung sah sich genötigt mit unseren Feinden Waffenstillstandsverhandlungen einzuleiten.
Am 7. November nahmen diese in Frankreich den Anfang.
Ausbruch der Revolution Als nun die deutsche Waffenstillstandskommission
in Frankreich verhandelte hielten einige Umstürzler
im Deutschen Volke die Zeit für gekommen Revolution
zu machen. Diese brach zuerst bei den Marinesoldaten der Ostsee aus, wehte wie der Wind in einer
Nacht, über ganz Deutschland hin. Am 9. November
war schon in Paderborn alle Ordnung gebrochen.
Alle Ämter wurden mit revolutionären Soldaten
besetzt. Bei den Truppen bildeten sich Soldatenräte welche die Befehle erteilten. Die Vorgesetzten die
nicht in den Soldatenrat gewählt wurden hatten
nicht mehr zu sagen. Alle Ordnung war gebrochen. Militärmagazine und Kassen wurden geplündert.
In Berlin wurde die Republik ausgerufen. Die
Regierung übernahmen die sozialdemokratischen Abgeordneten Ebert und Scheidemann. Unabhängige wollten diesen die Regierung entreißen. Glücklicherweise ist aber dazu nicht gekommen.Deutschland wäre sonst vollständig zu Grunde gegangen.
Der deutsche Kaiser flüchtete nach Holland. Eine Fürstenkrone nach der andern rollte nun in Deutschland in den Staub.
Infolge der Revolution, wo wir unsern Feinden
vollständig preisgegeben waren, fielen die Waffenstillstandsbedingungen für uns fürchterlich aus, wie sie die Welt
noch nie gesehen hatte. Da wir aber vollständig machtlos
waren mussten sie angenommen werden!
Der Rückzug ging planmäßig von statten. Am 25. November trafen unsere ersten Fronttruppen in der Heimat ein.
Von da an gab es täglich Einquartierungen. Unsere braven Frontkämpfer wurden überall mit Liebe und Freude empfangen. Diese Helden die so großes geleistet und mit ihren Leibern unser Vaterland vor feindlichen Angriffen geschützt hatten, hatten dies auch tausendfach verdient. Die halbe Welt hatten unsere Feinde aufgeboten sogar die Schwarzen aus Afrika und Australien, und doch konnten sie nicht unser Vaterland betreten.Im Herbst dieses Jahres herrschte im ganzen Lande
die Grippekrankheit wo viele auch junge Leute
dran starben.

Es starben den Heldentod für das Vaterland im Weltkriege 1914 -1918.
aus unserer Gemeinde:

Name Genannt Haus in Alfen
Joseph Nillies Gelers Nr. 35
Konrad Fischer Römers Nr. 44
Lorenz Becker Uhlen Nr. 25
Kaspar Schumacher Schmees Nr. 37
Kaspar Finke Henker Nr. 9
Franz Bielemeyer Hüwels Nr. 41
Heinrich Thebille Lindemeyer Nr. 22
Anton Thiele Warks Nr. 36
Heinrich Kruse Schmitz Nr. 12
Karl Meyer Vollmers Nr. 21
Heinrich Kloppenburg Ewers Nr. 27
Heinrich Bokhoff Bokhoff Nr. 48
Franz Lammers Lammers Nr. 76
Hermann Drüke Knitters Nr. 11
Johannes Ahrens Kornesen Nr. 26
Joseph Rochell Irwers Nr. 14
Gustav Töpker Töpker Nr. 83
Franz Meyer Leiners Nr. 4
Joseph Hillebrand Schusters Nr. 42

 

Frontkrieger aus der Gemeinde Alfen

Drüke Heinr. Nr. 3 Bokhoff Hermann Nr. 22
Drüke Joh. Nr. 3 Bokhoff Daniel Nr. 29
Drüke Karl Nr. 3 Pasel Bernhard Nr. 28
Ewers Heinrich Nr.98 Pasel Meinolf Nr. 28
Dransfeld Karl Nr. 96 Schumacher Wilh. Nr. 37
Kruse Joseph Nr. 93 Krummel Joh. Nr. 42
Nillies Herm. Nr. 7 Dransfeld Herm. Nr. 64
Nillies Franz Nr. 7 Bien Joseph Nr. 67
Kruse Heinr. Nr. 61 Bien Johannes Nr. 67
Kruse Joseph Nr. 61 Bien Alois Nr. 67
Kruse Bernhard Nr. 12 Neumann Herm. Nr. 43
Hansmeyer Konrad Nr. 40 Tiemann Karl Nr. 85
Drüke Joseph Nr. 89 Fischer August Nr. 44
Lüke Joseph Nr. 16 Fischer Joseph Nr. 44
Lohmann Joh. Nr. 19 Reinstädler Adolf Nr. 45
Kloppenburg Fritz Nr. 20 Reinstädler Franz Nr. 45
Tiemann Joh. Nr. 66 Reinstädler Joseph Nr. 45
Knust Alb. Nr. 22 Kloppenburg Kaspar Nr. 72
Schulte Joh. Nr. 22 Bielemeyer Bernhard Nr. 41
Drüke Heinr. Nr. 81 Bielemeyer Johannes Nr. 41
Ahle Joh. Nr. 77 Drüke Kaspar Nr. 50
Ewers Franz Nr. 97 Bielemeyer Kaspar Nr. 59
Lammers Bernh. Nr. 87 Bielemeyer Joh. Nr. 59
Bohr Ingnatz Nr. 87 Kruse Johannes Nr. 71
Schulte Johannes Nr. 86 Ewers Joseph Nr. 54
Reinstädler Alois Nr. 79 Thebille Joseph Nr. 8
Witte Joh Nr. 23 Gerdiken Bernh. Nr. 13
Ewers Wilh. Nr. 24 Gerdiken Konrad Nr. 13
Tiemann Heinr. Nr. 95 Gerdiken Heinrich Nr. 13
Becker Joseph Nr. 25 Ahrens Wilhelm Nr. 26
Becker Johannes Nr. 25 Ahrens Joseph Nr. 26
Thiele Daniel Nr. 36 Ahrens Heinrich Nr. 26
Hüster Joh. Nr. 38 Ahrens Franz Nr. 26
Igges Franz Nr. 30 Rochell Heinrich Nr. 14
Igges Joseph Nr. 30 Rochell Konrad Nr. 14

2 Kommentare

  • Das ist schon krass: Auch 100 Jahre nach dem verherenden 1. Weltkrieg wird noch von Helden, Drückebergern und braven Frontkämpfern. Wo bleiben die Worte vom heldenhaften Widerstand gegen diesen unmenschlichen Krieg? Wo bleiben die Worte Sühne, wo bleibt das Wort „Schuld“?

    Ich finde es unfassbar, dass diese Berichte, gerade 100 Jahre nach der Beendigung des Weltkrieges, so unkommentiert hier stehen. Was ist das für eine Erinnerungskultur? Wo stehen die Sätze vom Großmachtstreben, vom extremen Nationalismus? Gerade in heutiger Zeit!

    Warum versuchen die Dorfverantwortlichen nicht gemeinsam mit unserer französischen Partnergemeinde, eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur zu begründen? Ich finde, gerade in politisch so unruhigen Zeiten mit wieder aufstrebendem Nationalismus haben Präsident Macron und Bundeskanzlerin Merkel gestern in Paris ein deutliches Zeichen gesetzt. Das würde auch Alfen gut zu Gesicht stehen.

  • Hans-Jörg Nordmeyer

    Hallo Reinhard,

    dir ist doch klar, dass es sich hier um Chroniken aus der damaligen Zeit handelt. So haben diese Menschen gedacht und geschrieben. Diese Zeitdokumente kannst du doch nicht mit heutigen moralischen Maßstäben messen. Ich bin froh, dass hier geschichtlich interessierten Alfenern das Alfen und das Denken ihrer Vorfahren in Originaldokumenten nahegebracht wird. So werden diese Zeiten und die Vorfahren vieler in Alfen lebender Familien nicht vergessen!
    Und die gestorbenen Alfener Soldaten, Kinder dieses Dorfes, SOLLEN auf Ehrenlisten gewürdigt und nicht vergessen werden. Sie sind nach heutigem Wissen geopfert worden für eine feudalistische und militaristische Gesellschaft und deren Unfähigkeit, Frieden in Europa zu bewahren. Für die Menschen war das aber ihre Heimat, die sie mit ihrem Leben verteidigt haben. Das Leid dieser Menschen und ihrer Familien zu würdigen und in Chroniken ihrer Zeit zu dokumentieren ist eine sinnvolle Sache!

    Viele Grüße, Hannes

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