Florians 2. Rundbrief

9 Monate bin ich jetzt schon in Kenia und wenn ich auf diese lange Zeit zurück blicke, muss ich sagen, dass es wirklich tolle 9 Monate gewesen sind. Besonders die letzten zwei Wochen haben mich begeistert. Sie waren mit die schönsten im Projekt, was ich später noch erläutern werde.

Bis vor zwei Wochen habe ich meine Zeit hier relativ „neutral“ betrachtet. Ich habe mir immer gesagt:“ Ich bin jetzt ein Jahr hier in Kenia, danach geht das Leben in Deutschland weiter.“ Ich habe oft behauptet, dass ich mein Leben hier zwar genieße, aber nichts und niemandem so sehr vermissen werde, dass es meine Laune bei der Abreise trüben würde. Das liegt besonders daran, dass ich es für extrem schwierig halte, richtig gute kenianische Freunde zu finden.

Nun aber dazu, warum sich das in den letzten beiden Wochen etwas geändert hat. Am Samstag war nördlich von Nairobi das 18. German Cultural Festival. Dieses Jahr sind dort 46 Schulen und insgesamt 800 Deutschschüler in verschiedenen Disziplinen gegeneinander angetreten. Die Form 1 (9.Klasse) musste das Lied „Alle Vögel sind schon da“ vorsingen und dazu tanzen. Ein Schüler der Form 2 (10.Klasse) musste ein Gedicht von Wilhelm Busch vortragen, während weitere Schüler das Vorgetragene im Hintergrund pantomimisch unterstützen konnten. Die Form 3- Schüler (11.Klasse) mussten ein anderes Gedicht von Wilhelm Busch über Affen in einen Rap umwandeln und mit einer passenden Choreographie vortragen .Die schwierigste und aufwändigste Aufgabe hatte schließlich die Form 4. Sie musste das Märchen „Schneewittchen“ aufführen, das wir zuvor im Unterricht in ein Theaterstück umgeschrieben haben.

Ca. 3-4 Wochen hatten wir für die Vorbereitung Zeit. Am Anfang ging es erst einmal darum, die 20 Schüler von den insgesamt 170 Schülern auszuwählen, die wir mitnehmen durften. Das war gar nicht so einfach, denn von diesen 170 Schülern, wollten natürlich die meisten hier raus und etwas erleben. Dementsprechend gab es auch viel Enttäuschung bei den Castings. Vor Allem in Form 4 waren einige niedergeschlagen, weil in den letzten Jahren immer alle Schüler dieser Jahrgangsstufe mitkommen konnten und so eine Art Abschlussfahrt entstand. Aufgrund der Größe der Klasse war das dieses Jahr nicht möglich.

Nach der Auswahl ging es dann richtig zur Sache. Wir haben 2 Wochen lang fast jeden Tag von 16:00 bis 18:00 und von 20:00 bis 22:30 intensiv geprobt und, wenn noch mehr Zeit da war, Kostüme gebastelt. Das war einfach eine tolle Zeit. Ich habe die einzelnen Schüler viel besser kennengelernt und war richtig erstaunt von ihren künstlerischen und schauspielerischen Fähigkeiten, die hier leider so gut wie gar nicht gefördert werden. Tanzen können sie ja bewundernswerterweise alle, doch einige haben auch großes richtiges Talent als Schauspieler und Sänger.

Am Freitag vor dem Festival haben wir uns dann zusammen mit einer anderen Schule auf den Weg gemacht. Die 8-stündige Anreise war der Horror, weil die Deutschlehrerin der anderen Schule ein gesprächsfreudiger Drachen ist und es zu ihrem Hobby gemacht hat, unschuldige Schüler zu schikanieren. Zusätzlich hatte sie einfach zu allem etwas zu sagen und natürlich immer Recht. Bei der Rast war sie als Erste am Essen und hat sich kaum darum gekümmert, dass ihre Schüler etwas bekommen. Als sie dann vor ihrem fetten Teller Grillfleisch saß und uns fragte, warum wir denn Pommes wie die Schüler äßen, was sich für einen Lehrer ja gar nicht gehöre, wäre mir fast der Kragen geplatzt.

Der erste Abend war dann relativ ereignislos und alle haben sich nur noch auf das bevorstehende Fest gefreut. Am nächsten Tag wurde ich leider spontan in die Jury eingeteilt und so musste ich mir 6 Stunden lang alle 46 „Alle Vögel sind schon da“ -Vorführungen anhören und bewerten, während ich die Auftritte meiner eigenen Schüler verpasste. In Form 1 haben wir dann sogar den dritten Platz gemacht, während wir in den anderen Disziplinen keine Chance hatten. Es hatten sich einige individuelle Fehler eingeschlichen. Zuerst war ich ein bisschen enttäuscht, aber wenn ich mir jetzt die Videos anschaue kann ich eigentlich nur schmunzeln.

Bei dem Gedicht in Form 2 hat sich der Vortragende z.B. kurz vertan und ein Wort aus einer falschen Zeile gesagt. Der Schüler im Hintergrund lief dadurch viel zu früh los, die Choreographie passte nicht mehr zum Text und es war das reinste Chaos.

Doch die Schüler hatten alle viel Spaß, was ja auch kein Wunder ist, wenn man sonst 3 Monate lang kein Mädchen zu Gesicht bekommt. Auch die Rückreise war angenehm, weil der Drachen müde war und uns etwas in Ruhe gelassen hat. So hatte ich viel Zeit mich ganz normal mit den Schülern zu unterhalten und sie von ihrer lockeren Seite kennenzulernen. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen und ich werde einige von ihnen wirklich vermissen.

Jetzt sind es noch knapp 3 Monate bis ich wieder nach Hause komme und dann zeige ich jedem, der Interesse hat, die Fotos und Videos, die wir an diesem Tag aufgenommen haben. Wie schon beschrieben, sind einige Lacher dabei!

Florian

 

P.S.: An dieser Stelle möchte ich euch alle noch einmal darum bitten, etwas zu spenden. Ich freue mich auch über kleine Beträge. „Kleinvieh macht auch Mist.“

Mail: floriandrueke@gmail.com

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