Wir haben verstanden!

Ein Leserbrief zu gestrigen Ratssitzung: 

Wir haben verstanden!

Da glaubten wir doch tatsächlich Hoffnung haben zu können, der Bürgermeister und die Mitglieder der drei großen Fraktionen des Gemeinderates würden sich unseren „offenen Brief“ zu Herzen nehmen und ihre Meinung bzgl. der Schul­toiletten und der Sanierung eines Gehweges ändern.

Aber da waren wir auf der falschen Fährte. Anstatt nochmals über die Ablehnung der Sanierung uralter Schul­toiletten und gleichzeitigen Bewilligung eines angeblich 25.000€ teuren Fußweges nachzudenken und dem Willen gemeinsam, konstruktiv nach Lösungen zu suchen, bot sich uns Eltern bei der Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag ein ganz anderes Bild. Zeitweise hatten wir den Eindruck einer Karnevalssitzung beizuwohnen, es fehlte nur noch das „Tätä-Tätä-Tätä“.

Jetzt haben wir endlich verstanden worum es eigentlich geht! Danke dafür! Es geht überhaupt nicht um das Thema Schultoiletten oder das Wohlbefinden unserer Kinder.

Vielmehr geht es darum, jedwede gute Idee, die nicht aus dem eigenen Lager kommt grundsätzlich abzulehnen. Wir staunten nicht schlecht. Da stimmen die Grünen doch tatsächlich gegen ihre ureigenen „grüne Themen“, wie Energiesparen, Insektensterben oder Elektromobilität. Die SPD spricht in ihrer Haushaltsrede vom Umgang mit­einander und dem Wunsch nach mehr Respekt und beleidigt keine 10 Minuten später ein anderes Ratsmit­glied als Rumpelstilzchen. Da will die CDU den „teuren“ Gehweg aus dem Haushalt streichen, um Kosten zu sparen und plötzlich stellt sich heraus, dass die Forderung ihren Ursprung in den eigenen Reihen hat. Die Krönung setzt dem ganzen unser Bürgermeister auf, der allen Zuhörern später ungeniert suggeriert, die Grundschule wisse nichts von unseren Bemühungen, den Kindern neue Toiletten zu beschaffen. Da sahen auch wir nur noch ratlose Gesichter auf den Zuschauerrängen rechts und links von uns.

Nachdem wir dieser Vorstellung zwei Stunden lang lauschen durften und der erneute Antrag, die 54 Jahre alten Toiletten endlich zu sanieren, wie erwartet, abgelehnt wurde, mussten wir alle draußen erst einmal tief durch­atmen. In ihrem anfänglichen Ärger schlug eine Mutter vor, dieses Schauspiel zukünftig per Webcam ins Inter­net zu stellen. Somit hätte jeder Borchener Bürger die Möglichkeit, dieses Drama vom heimischen Sofa aus zu verfolgen.

Trotz aller Enttäuschung haben wir viel dazugelernt. In dieser politischen Hochkultur, ist es momentan gar nicht mehr möglich verantwortliche Entscheidungen zum Wohle der Bürger zu treffen. Jetzt machen Zeitungsartikel über den Zank am Mallinckrodthof oder Berichte vom leidigen Windkraftthema endlich Sinn. Wir waren vorher einfach zu naiv, denn wir haben uns gefragt, was daran falsch sein soll, alte Schultoiletten für unsere Kinder zu erneuern.

Der Gemeinderat hat einfach keine ausreichenden Kapazitäten, sich konstruktiv für die Bedürfnisse ihrer (jungen) Bürger einzusetzen. Sonst hätte doch jemand das Gespräch mit uns Eltern gesucht, oder nicht? Denn selbst auf unser Angebot, bei der Sanierung ggf. mit Eigenleistungen zu unterstützen wurde überhaupt nicht ein­ge­gangen. Es bestand auch kein Erfordernis über einen möglichen, langfristigen Sanierungsplan in den kommen­den Jahren zu sprechen. Nein, heißt wohl in Borchen tatsächlich Nein! Auch bei der SPD, egal wie viele Bürger anderer Meinung sind. So funktioniert das also.

Für diese äußert aufschlussreiche Lehrstunde möchten wir dem Bürgermeister und den Ratsmitgliedern der großen Parteien auf diese Weise Danke sagen. Machen Sie ruhig weiter so! Aber unser Vertrauen ist nachhaltig negativ beeinflusst.

Wir gehen, jedoch nicht ohne die Erkenntnis, dass sich unsere Kinder in der Zukunft über mindestens zwei Dinge freuen können. Zum einen dürfen sie bald über einen frisch sanierten Weg zur Schule flanieren, zum anderen können die Kinder sicher sein, dass sich ihre Eltern auch weiterhin dafür einsetzen werden, dass sie doch irgendwann ihr „Geschäft“ in eine hygienisch einwandfreie Toilette machen können.

Notfalls nutzen wir auch eigene, kreative Mittel. Denn das Wohlergehen unserer Kinder besitzt für uns allerhöchste Priorität.

Wenn wir den Großteil der benötigten Ressourcen beisammen haben, werden wir uns wieder zu Wort melden. Bis dahin wünschen wir weiter viel Spaß bei den nervenaufreibenden Debatten und können nur jeden Bürger motivieren, einmal einer solchen Ratssitzung beizuwohnen. Es lohnt sich!

Stefanie Ewers
Am Kleeberg 18
33178 Borchen
Jennifer Hansmeier
Dorstenfeld 13
33178 Borchen
Annette Weber
Stemberg 3
33178 Borchen

 

 

 

Ein Kommentar

  • Monika Breimhorst

    Eine Webcam, mit der man die zukünftigen „Karnevals“-Sitzungen live verfolgen kann, ist doch eine tolle Idee!

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